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Wie kommen die Tabletten zu ihren Farben und Formen?

Wie kommen die Tabletten zu ihren Farben und Formen? Ein Gesetz der Pharmabranche lautet: "Jede Tablette muss anders aussehen." Zwar geben sich die Hersteller auch bei der Namensfindung neuer Medikamente große Mühe, doch außer Aspirin, Voltaren, Insulin und vielleicht noch Viagra bleibt kaum ein Name den Menschen im Gedächtnis.

Fragt ein Hausarzt seinen Patienten, welche Medikamente er einnimmt, so bekommt er zum Beispiel zur Antwort: "Morgens die roten, mittags die grünen und abends die gelben Pillen." Dann sollte der Doktor lieber in der Patientenakte nachsehen, welche Arzneimittel der Patient wirklich braucht.

Die Menschen benötigen mit zunehmendem Alter immer mehr Medikamente. Viele, vor allem ältere Patienten müssen mehrmals täglich verschiedene Arzneimittel schlucken. Dann ist es hilfreich, wenn nicht alle Tabletten rund, weiß und gleich groß sind, damit sie bei der Einnahme nicht durcheinandergebracht werden. Tatsächlich gleicht keine Pille der anderen. Tabletten werden in schluckbaren Größen in allen möglichen Formen und Farben hergestellt. Kapseln besitzen zwar dieselbe Form, aber unterschiedliche Farben - bei den meisten Vitaminkapseln kann man die kleinen Wirkstoffkügelchen durch die Hülle sehen.

Sind bunte Pillen besser als weiße Tabletten?

Die Farbe dient der besseren Unterscheidung. Außerdem werden bunte Pillen als optisch angenehmer empfunden. Viele herkömmliche Tabletten, vor allem Schmerztabletten, sind dennoch blassweiß, weil einige Farbstoffe als Allergieauslöser gelten oder Unverträglichkeiten hervorrufen können. Die Magenschleimhaut wird schließlich durch den Chemiecocktail bereits genügend belastet. Eine runde Tablettenform lässt sich am einfachsten und billigsten am Fließband herstellen, dicht gefolgt von der ovalen Form. Mit einer Glasur überzogene Pillen sowie gefüllte Kapseln sind in der Herstellung aufwändiger. Allerdings lässt sich diese Darreichungsform nicht teilen und somit nicht in kleineren Mengen dosieren.

Theoretisch kann man anhand ihres Aussehens und ihrer Prägung jede Tablette identifizieren. Der behandelnde Arzt wird ein Medikament dennoch niemals nach dem Äußeren, sondern immer nach der Bezeichnung verschreiben. Oft haben jedoch selbst Fachärzte aus Kostengründen bei der Wahl der Medikamente durch kassenärztliche Verordnungen keine große Auswahl. Je größer eine Tablette, umso preiswerter ist sie in der Herstellung. Bruchkerben helfen dabei, eine Tablette zu halbieren oder gar zu vierteln, was eine ziemlich krümelige Angelegenheit werden kann.

Teilung nur bei Tabletten mit Bruchkerbe möglich

Notwendig wird eine solche Teilung zum Beispiel bei einer Medikamentenausschleichung auf Anweisung des behandelnden Arztes. Kapseln mit Weich- oder Hartgelatinemantel sowie kleine runde Pillen dürfen (und können) nicht halbiert werden, sonst kann die Wirkung beträchtlich beeinflusst werden. Japanische Patienten dürfen sich übrigens nicht über bunte Pillen oder einer Erleichterung bei der Sortierung ihrer Medikamente freuen. Im Land der aufgehenden Sonne müssen per Gesetz alle Tabletten reinweiß sein und möglichst exakt gleich aussehen.

Laut einer Studie haben britische Ärzte herausgefunden, dass sowohl die dauerhafte als auch die falsche Einnahme von Schmerzmitteln zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen kann. Schlucken Sie deshalb ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt keine freiverkäuflichen Schmerztabletten, Grippemittel oder sonstige Arzneimittel über einen längeren Zeitraum! Wenn Sie wissen, welche Tabletten Sie benötigen, dann finden Sie mit unserem Medikamente-Preisvergleich die günstigsten Anbieter auch für apothekenpflichtige Arzneimittel.

Alle Formen sind möglich:

  • rund
  • oval
  • quadratisch
  • rhombenförmig (z.B. Viagra - rezeptpflichtig)
  • zylinderförmig (Kapseln)

Hat die Oberflächenbeschaffenheit einen Grund?

Tabletten können eine ebene oder gewölbte Oberfläche aufweisen. Beide Oberflächen haben praktische Gründe. Runde Tabletten mit glatter Oberfläche sind am einfachsten herzustellen. Bei abgerundeten Kanten und einer leichten Wölbung lassen sich jedoch auch größere Tabletten besser schlucken. Die kleinen linsenförmigen Pillen, die mit einem glatten Überzug versehen sind, heißen Filmtabletten und rutschen nahezu von allein durch die Kehle. Der farbige Überzug dient der Unterscheidung der einzelnen Pillen bei der notwendigen Einnahme verschiedener Medikamente sowie dem Schutz der Wirkstoffe im Innern. Das Arzneimittel soll nämlich erst im Magen seine Wirkstoffe freigeben, damit diese von dort aus ins Blut gelangen und nicht bereits in der Speiseröhre verpuffen. Doch es gibt auch bei der oralen Einnahme Unterschiede. Manche Medikamente, z.B. homöopathische Kügelchen oder Schmelztabletten gegen Kopfschmerzen, werden bereits im Mund aufgelöst und setzen über die Kapillaren der Mundschleimhaut ihre Wirkstoffe frei.

Neben herkömmlichen Tabletten, die aus gepresstem Pulver bestehen und mit viel Flüssigkeit geschluckt werden müssen, gibt es noch weitere Darreichungsformen. Brausetabletten werden in Wasser aufgelöst, die Wirkstoffe befinden sich dann in trinkbarer Form in der Lösung. Diese Methode ist vor allem für Patienten mit Schluckbeschwerden geeignet. Halstabletten werden gelutscht, die ätherischen Öle beruhigen die Schleimhäute und wirken abschwellend. Konzentrierte Lösungen müssen tropfenweise selbst dosiert werden. Medikamente in Granulat- oder Pulverform müssen ebenfalls selbstständig dosiert werden. Die richtige Dosierung bereitet vor allem älteren Patienten Probleme, weshalb diese lieber auf Tabletten zurückgreifen.

Übersicht über die verschiedenen Arzneimittelformen:

  • Pulver (fein gemahlene Beschaffenheit)
  • Granulat (grobkörnige Beschaffenheit)
  • Tablette (Tab, Dragee, Filmtablette, Brausetablette, Lutschtablette)
  • Kapsel (Weichkapsel mit öligem Inhalt oder Steckkapsel mit Pulver oder Granulat)
  • Zäpfchen (wird rektal eingeführt und setzt die Wirkstoffe über die Darmschleimhaut frei)
  • Lösung (für die direkte Einnahme oder nur zum Spülen bzw. Gurgeln)
  • Emulsion (verschiedene Komponenten auf Öl-Wasserbasis, auch Schüttelsuspension genannt)
  • Salben (nur für die äußere Anwendung)

Die Bezeichnung Pille ist nur der umgangssprachliche Ausdruck für kleine runde Tablette. Viele Medikamente werden sowohl in Tabletten- als auch in Kapselform angeboten. Die Bezeichnung Retard bei einigen Tabletten bedeutet, dass die Wirkstoffe verzögert oder über einen längeren Zeitraum gezielt freigesetzt werden. Wie ein Medikament richtig eingenommen wird, steht auf der Packung. Die Dosierung legt normalerweise der behandelnde Arzt fest. Bei Unklarheiten, fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.

Achtung: Zäpfchen sind keine Tabletten! Zäpfchen werden nur rektal verwendet und nicht oral. Es sind schon Verwechslungen vorgekommen, die nur im ersten Moment lustig erscheinen.

Mythos: Blindenschrift auf den Tabletten

Blinde und Sehbehinderte haben es nicht leicht, Tabletten auseinanderzuhalten. Die Farben können sie nicht sehen und die Formen geben nur unsichere Auskunft darüber, um welches Medikament es sich handelt. Anhand der Tablettenformen können Blinde also NICHT die jeweilige Medikament identifizieren. Für Blindenschrift ist auf den Pillen außerdem kein Platz. Aber: Seit 2006 müssen Arzneimittel die tastbare Braille-Schrift auf ihre Verpackung tragen. Blinden Menschen wird außerdem empfohlen, sich bei der Dosierung helfen zu lassen - entweder durch eine Markierung auf den Blistern (Sichtverpackung) oder durch die Einsortierung der Pillen in eine Tablettenbox. Weitere Tipps und Tricks für Sehbehinderte gibt es hier: http://www.dbsv.org/ratgeber/rehabilitation/alltagstricks/gesundheit/

Claudia G.

Artikel aus Rubrik: Freizeit und Reisen und Medikamente - 08.09.2014

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